Die Garmin Forerunner 935 trägt in Ihrem Namen schon einen Hinweis auf Ihre Herkunft. Running – Laufen. Doch wer sich etwas informiert hat, wird wissen, dass Garmin die Forerunner 935 hätte lieber Fenix 5P nennen sollen.

Das Einsatzgebiet der Uhr alleine auf Lauf-Sportarten zu beschränken, würde Ihr nicht gerecht werden. Wie auch die Uhren der Fenix-Serie, ist die neue Forerunner GPS-Uhr, Multisport fähig und damit für eine ganze Reihe anderer Sportarten zu gebrauchen.

Ich möchte sie euch nun unter dem reinen Gesichtspunkt als Lauf-Uhr vorstellen. Auf einer 10 Kilometer Strecke, getragen am gleichen Arm, musste sie sich im direkten Vergleich mit meiner bisherigen Uhr, einer Garmin Fenix 3 messen lassen.

Ausgangslage

Um eine Vergleichbarkeit der Aufzeichnung zu bekommen, zog ich meine Fenix 3 als Test-Partner heran. Diese ist seit mehr als 2 Jahren auf dem Markt und hat sich nach unzähligen Software-Updates als zuverlässige GPS Laufuhr etabliert. Die Forerunner 935 ist praktisch neu am Markt und hat deswegen bisher nur wenige Software Updates erhalten. Aufgrund des relativ gleichen Aufbaus, sollte sie aber von den Software-Entwicklungen bei der Fenix 3 profitiert haben und bereits jetzt einen besseren Software-Stand aufweisen als die Fenix 3 nach Ihrer Marktstart.

Die Lauf spezifischen Features der FR935 und Fenix 3 sind annähernd identisch und lassen kaum Platz für Wünsche. Alle aktuell nur denkbaren Daten können erfasst und mit Garmin Connect betrachtet werden. Individuelle Trainingspläne lassen sich auf die Uhren übertragen oder ein Rennen gegen den virtuellen Partner ausfechten.

Vor dem Lauf wurden beide Uhren mit dem Garmin HRM-Run Premium Herzfrequenz-Brustgurt gekoppelt. Obwohl die FR935 einen integrierten HR-Sensor besitzt, ist die Pulsmessung über den Brustgurt etwas genauer.

Ebenso berechnet der HRM-Run Brustgurt z.B. die Schrittfrequenz (die Anzahl der Schritte pro Minute), die Vertikalbewegung (die Hoch-Tiefbewegungen des Körperschwerpunkts), die Bodenkontaktzeit (der Zeitraum vom Fersenaufsatz eines Fußes bis zum Abdrücken vom Boden desselben Fußes), die Balance des Bodenkontakts und die Schrittlänge. Auch ist der Brustgurt für die Laufstil-Effizienz-Funktionen nötig.

Wer keinen der Garmin Brustgurte besitzt und auf diese Werte zugreifen möchte, kann auch den neu erschienenen Garmin Running Dynamcis Pod nutzen. Hierbei wird allerdings die etwas ungenauere Herzfrequenz am Handgelenk genutzt.

Zudem wurden beide Uhren mit den identischen App-Einstellungen zur Aufzeichnung der Lauf-Aktivität versehen. Die wichtigsten sind: Auto Pause: Wenn angehalten / GPS: GPS + GLONASS / 3D Geschwindigkeit: Ein / 3D-Distanz: Ein.

3,2,1…Start

Uhren angelegt, Lauf-App gestartet, aufs GPS-Signal gewartet und schon ging es los. Auf einer knapp 10 Kilometer langen Runde durch Stadt und Wald mit abrupten Stops und schnelleren Sprints musste sich die Forerunner gegen meine alte Fenix 3 behaupten. Der erste auffälligste Unterschied offenbarte sich eigentlich schon bevor ich los gelaufen war. Das Gewicht der Forerunner 935!

Diese Uhr ist so verdammt leicht (49 Gramm), dass mir die eigentlich nur knapp doppelt so schwere Fenix 3 (82 Gramm) wie ein Stein am Arm vorkam. Ich trage die Forerunner mittlerweile auch täglich und Ihr leichtes Gewicht lässt oft vergessen, dass man überhaupt eine GPS Uhr am Arm hat.

Schon während ich lief, verglich ich die Werte auf beiden Uhren, da ich vorher die Datenfelder identisch angeordnet hatte. Der erste größere Unterschied ergab sich hierbei bei der angezeigten Höhe. Eine Abweichung von 16 Metern, wobei ich nicht sagen kann, welche Uhr näher der tatsächlichen Höhe kommt. Der GPS Höhenabgleich wurden auf beiden Uhren durchgeführt. Im Endeffekt ist dieser Unterschied aber auch zu vernachlässigen, denn der Anstieg war am Ende des Laufes identisch.

Die Temperatur wird auf der FR935 immer etwas niedriger angegeben. Dieser Wert ist für mich aber sowieso nur nutzbar, wenn man die Uhr nicht am Arm trägt, da beide Uhren einen Teil der Körperwärme mit messen. Laut „echtem“ Thermometer war es 26 Grad warm.

Auch die Distanz- und Pace-Abweichungen sind in einem annehmbaren Rahmen. Hierbei ist aber anzumerken, dass bei der Fenix 3 (wohl aufgrund ihrer schwächeren Leistung), die Auto-Pause leicht verzögert eintritt und sie somit einige Sekunden länger läuft. Über die 10 Km Länge des Laufes ergab sich somit ein Distanzunterschied von 80 Metern, was 1% Unterschied entspricht. Auch im Pace spiegelte sich dies bei 4:39 min/km und 4:41 min/km wieder. Alles absolut im Rahmen des Erwartbaren.

GPS-Genauigkeit

Der Zeitraum vom Starten der Aktivität, bis das GPS-Signal gefunden wurde, betrug bei beiden Uhren nur wenige Sekunden.

Die Aufzeichnung des Tracks erfolgte schließlich durch GPS + GLONASS und hier schnitt die Forerunner etwas besser ab. Obgleich die Fenix auf dem Großteil der Strecke auch gut bis sehr gute Ergebnisse lieferte, sind einige grobe Ausreißer festzustellen, die ich bei der FR935 nicht fand. Im unteren Bild deutlich im Bereich der Kreuzung zu sehen. Auf dem Rückweg traten an gleicher Stelle allerdings keine Probleme auf.

Trotz dessen ist dies Jammern auf hohem Niveau, denn im allgemeinen sind die Aufzeichnungen Spitzenklasse. Das End-Ergebnis beider Aufzeichnungen stimmt zum großen Teil überein und trifft meinen gelaufenen Track sehr gut.

Die im Beitragsbild gezeigte Laufprognose ist sehr optimistisch gesehen und wurde direkt nach diesem ersten Lauf erstellt. Erfahrungsgemäß sinken die Werte mit der Zeit von alleine auf ein weitaus realistischeres Niveau.

Fazit

Ein eindeutiges Fazit zu ziehen fällt schwer. Fenix 3 und Forerunner 935 unterscheiden sich im speziellen bei den Lauf-Funktionen kaum. Beides sind ausgewachsene Sport GPS-Uhren mit umfangreichen Funktionen und Auswertungen. Für den ambitionierten Hobby-Läufer gibt es daher keine klare Empfehlung. Kauf-entscheidend wird hier vielmehr der Preis sein und da schlägt sich eine Fenix 3 sehr wacker. Wem also das deutlich schwerere Gewicht und die Größe einer Fenix 3 nichts ausmacht und die etwas langsamere Performance, sowie fast zu vernachlässigende Features die nur die Forerunner 935 bietet, braucht nicht so tief ins Portmonee greifen.

Wer allerdings auf oben genannte Eigenschaften nicht verzichten mag, die nächsten Jahre weitere Software-Updates und eventuell Funktionserweiterungen erhalten möchte, gern „State-of-the-Art“ ist, eine dezente Sport-Uhr sucht und einen integrierten HF-Sensor benötigt, kommt um die FR935 nicht herum.