Bevor es für mich auf die erste „große“ Bikepacking Tour von München nach Venedig geht, musste eine passende Transportlösung gefunden werden. Ein Rennrad bietet bekanntermaßen wenig Stauraum und so stieß ich nach kurzer Recherche im Internet auf das noch recht neue Ortlieb Seat-Pack.

Da das Seat-Pack seine praktischen Fähigkeiten auf der Mehrtagestour nach Venedig erst noch beweisen muss, geht es in diesem Beitrag hauptsächlich um die sofort bewertbaren Kriterien.

In der Theorie, praxistauglich

Das Ortlieb Seat-Pack ist eine Satteltasche für alle Arten von Fahrrädern. Sie bietet einen Stauraum-Inhalt von 16,5 Litern und ist dabei Staub- und Spritzwasserdicht von allen Richtungen. Mit 2 starken Klettverschlüssen wird die Tasche an der Sattelstütze und mit 2 weiteren Verschlüssen, am Sattelgestell befestigt. Vorraussetzung ist, dass 14 cm freier Platz an der Sattelstütze besteht.

Aufgrund Ihrer Größe und Anbringung, dient die Satteltasche auch zugleich als Schutzblech für das Hinterrad. Befüllt wird die Tasche durch einen Rollverschluss, der praktischerweise auf die Größe des mitzuführenden Inhaltes angepasst werden kann. Somit ist eine variable Befüllung zwischen  8 und 16,5 L Volumen möglich. Ein seitliches angebrachtes Ventil erleichtert es, bei geschlossenem Rollverschluss, übriggebliebene Luft aus dem inneren abzulassen um die Tasche damit weiter zu komprimieren.

Auf der Taschen-Oberseite befindet sich eine flexible Kordelfixierung, welche extra Stauraum für leichtes Gepäck wie z.B. Bekleidung bietet.

Zu allen Seiten sind reflektierende Elemente angebracht und am Ende der Tasche befinden sich zusätzliche Laschen an denen ein Rücklicht eingehangen werden kann.

Laut Ortlieb soll die Tasche 456 Gramm wiegen. Nach einer Messung auf meiner Küchenwaage komme ich allerdings auf nur knapp 400 Gramm. Ungeachtet dessen ist das Gewicht sehr gering und entspricht damit anderen Taschen, wie z.B. der großen, sehr ähnlichen Apidura Saddle Pack Dry.

Im inneren der Tasche ist die verstärke Formung zu erwähnen. Im Taschen-Bereich unter dem Sattel, ist diese im inneren mit einer Plastik-Schalung verstärkt. Dadurch kann sie sich durch eine starke Bepackung nicht verformen und ist somit den Beinen nicht im Weg. Zudem kommt diese Verstärkung der Stabilität zu gute.

Die Verarbeitung der einzelnen Komponenten wirkt Ortlieb-typisch sehr hochwertig und lässt auf eine lange Haltbarkeit hoffen. Gerade der Klettverschluss wirkt sehr robust gefertigt und sollte damit einige Outdoor-Abenteuer sicher überstehen. Die Erfahrung von Ortlieb als Taschen-Spezialist, sieht man dem Seat-Pack definitiv an.

Etwas Praxis muss sein!

All die oben genannten Daten hören sich sehr solide an und waren für mich auch der Grund, sich für das Seat-Pack von Ortlieb zu entscheiden. Da ich mich aber nicht auf böse Überraschungen während der ersten großen Tour einlassen wollte, durfte sich die Tasche schon auf einer kurzen Ausfahrt beweisen. Bepackt wurde sie mit allem, was ich gerade zur Hand hatte. Größtenteils Bekleidung, eine große 2 Liter Wasserflasche und Kleinkram. So wie die Tasche auf den Bildern befüllt war, wog sie 4 Kilogramm. Knapp 1/4 des Inhalts hätten nochmals in die Tasche gepasst.

Dank der großen Öffnung erfolgte die Befüllung sehr schnell. Auch der Rollverschluss lässt sich einfach und intuitiv verschließen. Durch die seitlich angebrachten Zugbänder kann man sich die Tasche so zusammen ziehen, dass sie sehr kompakt und fest wird. Das Luftventil geht ebenso leicht und hilft ungemein bei der Kompression.

Damit die Tasche noch besser am Fahrrad hält, empfiehlt es sich die schwersten Gegenstände soweit wie möglich zur Sattelstütze hin zu platzieren.

Die Befestigung am Fahrrad geht auch gänzlich unkompliziert von statten. Kein langes rumfummeln ist nötig. Die Tasche lässt sich fest anziehen, was einerseits durch das variable Klettband am Sattelrohr und anderseits durch die verstellbaren Clips an der Sattelstütze erfolgt. Wie gut die Tasche sitzt, lässt sich unter anderem im Wiegetritt ausprobieren. Man spürt sie, allerdings aufgrund Ihres Gewichtes und nicht weil sie zur Seite hin ausschlägt.

Generell ist das Fahrverhalten mit der Tasche am Fahrrad ein gänzlich anderes. Da ich dies schon von einer anderen Satteltasche kannte, war dies keine Überraschung mehr für mich. Bei normalen geradeaus Fahrten ist das Seat-Pack fast nicht zu spüren. Erst bei Kurven-Fahrten und eben im Wiegetritt, macht sie sich bemerkbar. Am ehesten ist dies vergleichbar mit einem Gepäckträger, der über eine gewisse Zuladung verfügt.

Über Unebenheiten hinweg konnte ich das Seat-Pack am Rennrad auch nicht hören. Kein Klappern, Scheuern oder sonst ein Geräusch was auf einen losen Sitz hätte schließen können.

Resümee

Ein entgültiges Resümee kann ich erst ziehen, wenn das Seat-Pack seinen Praxis-Einsatz über mehrere Tage absolviert hat. Dann wird es auch nochmal ein Update geben. Bisher sieht es aber nicht danach aus, dass es noch böse Überraschungen geben könnte.

Form und Funktion sind überzeugend und der Preis um die 120€ ist auch akzeptabel. Die Verarbeitung ist natürlich hochwertig und auf Haltbarkeit ausgelegt. Dank Luft-Ventil und der variablen Zurrbänder lässt sich die Tasche fest am Fahrrad verzurren, sodass sie bei der Fahrt nicht weiter stört.

Final-Resümee

Die erste Transalp hat das Ortlieb Seat-Pack mit Bravour gemeistert. Es fanden alle wichtigen Dinge darin Platz, um für 4 Tage ausgestattet zu sein. Wer es noch etwas spartanischer hält, kann sicherlich auch genügend Utensilien für eine ein-wöchige Tour darin unterbringen.

Die tägliche Montage/Demontage ging locker von der Hand und das bepacken verlief auch problemlos. Das Luftventil war hierbei sehr hilfreich. Es empfiehlt sich zudem, gerade bei zu transportierender Kleidung, diese in Zip-Beutel (Gefrierbeutel) zu verstaunen. Diese erleichern es ungemein, die Luft aus dem Inneren zu verbannen und so auf ein möglichst geringes Packmaß zu kommen.

Alle Laschen/Clips hielten fest und schließen noch immer sehr gut. Auch ein mehrstündiger Regen konnte der Tasche nichts anhaben, sie hält absolut dicht.

Das Fahrgefühl ist mit der Tasche von 2 Faktoren abhängig. Der erste ist das Gewicht. Ich hatte die Tasche mit fast 4 Kg Inhalt befüllt und umso schwerer diese wird, umso mehr nimmt man sie wahr. Allerdings ist diese Wahrnehmung von Faktor Nummer 2 abhängig, dem Fahrstil. Bei Geradeaus-Fahrten ist die Tasche fast nicht bemerkbar. Sobald man allerdings eine Kurve nimmt oder in den Wiegetritt wechselt, machen sich die Fliehkräfte bemerkbar und man spührt ein deutlich sich nach der Seite verlagerndes Gewicht. In jeglichen Situation bleibt das Rad aber gut steuer- und beherrschbar. Auch bei Regen-nasser Fahrbahn samt Kurvenfahrt, hatte ich nie das Gefühl, dass ich die Kontrolle verlieren könnte.

Insofern hat mich die Tasche sehr gut über die Alpen gebracht und ihren Zweck mit vollster Zufriedenheit erfüllt.