Nachdem ich die Garmin Forerunner 945 bereits am Fahrrad auf ihre neuen Rad-Funktionen hin untersucht habe, musste sie sich nun bei einem Lauf bewähren.

Im Gegensatz zum Radfahren, gibt es allerdings kaum neue Features die für Läufer wirklich interessant sein dürften. Klar, ClimbPro und die neuen sehr umfangreichen Maps- und Navigationsfeatures finden auch bei (Trail)-Läufern ihren Einsatz, zu großen Teilen dürften sie aber nur wenig genutzt werden und noch eher für Wanderer von Interesse sein. Dann wäre da noch die neue Möglichkeit, Musik auf der Uhr zu speichern und über Bluetooth Kopfhörer wiederzugeben. Dies dürfte für Läufer noch eine große Erleichterung sein, die bisher dazu entweder ihr Smartphone oder MP3-Player mitführen.

Eine erste kurze Einleitung zur Garmin Forerunner 945 findet ihr hier. Denn in diesem Beitrag geht es hauptsächlich um die Eigenschaften als Laufuhr. Zur Vergleichbarkeit nutze ich deren Vorgänger, die Forerunner 935 welche weiterhin erhältlich ist und ihr euch bei Interesse für diese Uhr, diese Kaufberatung durchlesen solltet.

Im Allgemeinen hat die Forerunner 945 den wohl größten Umfang an Lauffeatures, die momentan eine GPS-Laufuhr am Markt bieten kann. Ich wüsste fast kein Szenario, wo ein anderes Modell der 945 überlegen wäre. Somit ist es für viele keine Frage, ob die Forerunner 945 ihren Anforderungen genügt, sondern ob man knapp 600 € für eine Multisport-GPS-Uhr ausgeben möchte.

GPS-Genauigkeit

Der wohl wichtigste Test betrifft die Genauigkeit der Track-Aufzeichnung. Schließlich hängt damit unmittelbar die zurückgelegte Distanz, der aktuelle sowie durchschnittliche Pace (wenn keine weiteren Sensoren genutzt werden) zusammen. Für viele Läufer sind dies die wohl wichtigsten zu erfassenden Werte.

Neben GPS unterstützt die Forerunner 945 auch GLONASS und Galileo als System zur Positionsbestimmung. GLONASS und Galileo können bei Garmin allerdings (noch) nicht einzeln, sondern immer nur im Verbund mit GPS genutzt werden. Die von Garmin empfohlene Kombination ist GPS+GLONASS. Dies soll bei moderatem Akkuverbrauch die beste Genauigkeit garantieren. Mit sekündlicher Aufzeichnungsgenauigkeit, bin ich eine kurze eine Runde durch Stadt und Wald gelaufen und habe 945 und 935 gleichzeitig aufzeichnen lassen. Dabei ist folgende Strecke herausgekommen.

Zoomt man etwas herein und sieht sich die Aufzeichnung im Detail und über die gesamte Strecke an, fällt deutlich auf, dass die Forerunner 945 (grün) deutlich mehr Überlagerungen mit den zugrunde liegenden Wegen hat, als die Forerunner 935 (rot). Ohne auf die Schwächen der 935 einzugehen, gibt die 945 damit ein großartiges Bild ab. Das hatte ich so nicht erwartet, denn sie besitzt einen neuen Sony GPS-Chip (welcher zu einer erhöhten Akku-Laufzeit beitragen soll), der aber bei anderen Testern bisher nicht immer gut abgeschnitten hat und hier die 935 teils bessere Ergebnisse lieferte. Inwieweit eventuell in der Zwischenzeit erschienene Firmware-Updates zur Besserung beigetragen haben, kann ich nicht sagen. Ich bin mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden.

Forerunner 935Forerunner 945
Distanz4,90 km4,86 km
Höhenmeter6 hm5 hm
Ø Pace4:41 min/km4:42 min/km
Beste Pace 4:12 min/km4:18 min/km

Am Ende des knapp 5 Kilometer langen Laufes stimmen Distanz, Pace und Höhenmeter auf den beiden Uhren annähernd überein. Die Abweichungen bei der Distanz betragen gerade mal 1 Prozent.

Den ersten Fauxpas leistete sich die Forerunner 945 als ich während des Laufes kurz anhielt. Hier registrierte sie einen Unfall und versuchte umgehend eine Verbindung zum Smartphones aufzubauen, um einen Hilferuf abzusetzen. Man hat zwar ein paar Sekunden Zeit dies zu deaktivieren, aber ich wüsste nicht, warum sie den Zwischenstopp als Unfall erkannt haben sollte.

Musik!

Manche Läufer benötigen Musik auf ihren Trainingsrunden. Welch Glück, dass die Forerunner 945 dies nun beherrscht und man damit das Smartphone oder den MP3-Player zu Hause lassen kann. Das ganze funktioniert natürlich über Bluetooth. Entsprechend sollten alle Bluetooth-Kopfhörer mit der Uhr koppelbar sein. Trotzdem gibt es einige Modelle, die wohl besonders gut auf die Funktionen der Uhr abgestimmt sind und Garmin listet diese hier auf.

Neben der einfachen Wiedergabe von zuvor per Garmin Express übertragenen MP3- und ACC-Dateien auf die Uhr, kann auch auf Spotify und Deezer Inhalte zugegriffen werden. Die Erst-Konfiguration erfolgt hier über die Garmin Connect App. Für Spotify wird allerdings ein Premium-Abo benötigt.

In der Musik-Oberfläche von Garmin Express ist ersichtlich, dass gut die Hälfte des 14,5 GB großen Speichers bereits belegt ist (u.a. durch die Karten) und noch ca. 7 GB für Apps und Musik zur Verfügung stehen. Dies ist ausreichend für etwas mehr als 1.000 .mp3-Dateien.

Ebenso einfach wie das befüllen der Uhr mit Musik, ist die Kopplung des Bluetooth-Kopfhörers. Dieser sollte laut Hersteller-Anleitung sich im Kopplungsmodus befinden und umgehend erscheint er auf der Forerunner 945 als zu verbindendes Gerät. Ich habe die ganze Prozedur einmal mit einem Bürokopfhörer, dem Jabra Evolve 65 durchgeführt und bin auf keinerlei Probleme gestoßen.

Navi, Karten & ClimbPro

Wie eingangs bereits erwähnt, sind die 3 Hauptneuerungen der Forerunner 945 das Navi, die Karten und das ClimbPro-Feature. Alle 3 Funktionen sehe ich allerdings wesentlich mehr bei Radfahrern, Wanderern und vielleicht noch bei Trailrunnern im Einsatz. Deshalb sei an dieser Stelle nochmal auf meinen Beitrag Garmin Forerunner 945 – Fahrrad, Rennrad, Crosser & Co. verwiesen, wo ich diese 3 Funktionen im Details ausprobiert habe.

Pulsoximeter

Ich habe ihn nicht vergessen zu erwähnen, doch auch der neue Pulsoximeter dürfte für die große Masse an Läufern gänzlich uninteressant sein.

Bei der Forerunner 945 ist der Pulsoximeter unter der Uhr, neben dem HR-Sensor untergebracht. Er wird genutzt, um die periphere Sauerstoffsättigung des Bluts zu berechnen. Dies ist dann nützlich, wenn man seinen Körper bei Alpinsportarten und Expeditionen an große Höhen anpassen muss. Mit dem im Pulsoximeter hinterlegten Höhenprofil hat man schließlich einen Anhaltspunkt dafür, wie sich die Pulsoximeterdaten bezüglich der Höhe ändern. Im Garmin Connect Konto können noch zusätzliche Details zu den Pulsoximeterdaten angezeigt werden, u. a. Trends über mehrere Tage.

Für alle anderen bleibt noch die Nutzung der Schlaf-Pulsoximetermessung. Hier wird der Blutsauerstoff während des Schlafens fortwährend gemessen. Dabei gilt, umso höher der Wert umso besser.

Wichtig zu wissen ist, dass die Pulsoximeter-Messung sehr viel Akku verbraucht. Wer sich also gerade nicht auf einer Expedition im Himalaja befindet, sollte die ganztägige Messung deaktivieren.

Fazit

Beim Radfahren schätze ich die Garmin Forerunner 945 dank der neuen Navigationsfunktion und den Kartendaten sehr. Auch beim Wandern kommen mir diese neuen Features sehr zu gute. Beim Laufen sieht dies allerdings etwas anders aus. Ich höre beim Laufen weder Musik, noch muss ich mir mit Garmin Pay (was in Deutschland derzeit sowieso kaum zu nutzen ist) unterwegs etwas kaufen. Hochgebirgsexpeditionen stehen in absehbarer Zeit auch nicht auf dem Plan und meine Laufstrecken kenne ich in der Regel auswendig. Und selbst, wenn nicht würde mir eine reine Tracknavigation ausreichen.

Würde ich die Forerunner 945 also tatsächlich nur zum Laufen verwenden, würde ich einen Großteil ihrer Funktionen gar nicht nutzen und sollte mich besser nach einem anderen Modell umsehen. Denn auch eine Forerunner 245 oder 645 (jeweils auch als Musik-Modell verfügbar) beinhalten umfangreiche Lauf-spezifische Funktionen wie z.B. den Trainingszustand, Laufeffizienz-Werte, erweiterte Trainingsfunktionen, Unfall-Benachrichtigungen oder das Tracking, kosten aber nur um die 300 € statt 600 €. Selbst die ambitioniertesten Läufer sollten mit diesen Uhren zufrieden sein.

Die Forerunner 945 ist daher am ehesten für Sportler interessant, die mindestens in 2 Sportarten einen möglichst vollumfänglichen Funktionsumfang suchen. Auf wen dies zutrifft, der wird mit der Forerunner 945 sicherlich glücklich werden.