Nach langer Pause von der Terraristik hatte mich das Gecko-Fieber wieder gepackt. Auf der Suche nach Ideen zur Ausgestaltung des neuen Terrariums bekam ich nur allzu oft die klassischen, mit Bambus-Stangen versehenen Unterkünfte zu Gesicht.

Da dies meiner Vision von einer naturnahen Unterbringung eines Tieres nicht gerade zusagte, entschied ich mich ein bioaktives Terrarium zu bauen, in welchem ausschließlich Pflanzen aus Madagaskar, der Heimat des Taggeckos, zu finden sein sollten. Tropische Asseln und Springschwänze als Bodenpolizei sollten dabei den Job der Müllabfuhr und -Verwerter übernehmen. Die Rückwand wollte ich entsprechend natürlich aussehen lassen und fertige diese selbst an. Statt Bambus entschied ich mich für glatte Spiderwood-Wurzeln.

Vorüberlegungen

Ohne sich im Klaren darüber zu sein, welche Art man halten möchte, braucht man mit dem Bau des Terrariums gar nicht erst zu beginnen. Schließlich gibt das Tier die rechtlichen Haltungs- und damit Rahmenbedingungen des Biotops vor.

In meinem Falle habe ich mich in die erst kürzlich neu beschriebene Art Phelsuma Dorsivittata Paradoxa verliebt. Weniger bekannt unter den deutschen Namen Kleiner Pfauenauge Taggecko oder Kleiner Vierfleck-Taggecko. Früher bekannt als Phelsuma Parva (West) oder Phelsuma Quadriocellata Parva.

Mit einer Größe von maximal 9 – 10 cm zählt diese Art zu den kleineren Vertretern der Taggeckos, welche ihr Verbreitungsgebiet auf der Insel Nosy Be & dem westlichen Festland von Madagaskar hat.

Als Terrarium wählte ich ein Modell von Exo Terra in der Größe 60 cm x 60 cm x 90 cm (L/B/H) samt passenden Exo Terra Compact Top. Mit 90 cm Höhe bietet dies ausreichenden vertikalen Platz und Grundfläche für kleine Taggecko Arten.

Technik

Im westlichen Teil von Madagaskar ist es im Winter eher trocken und im Sommer herrschen feuchte, niederschlagsreiche Monsunwinde vor. Während der Regenzeit liegen die durchschnittlichen Temperaturen bei 26°C. Während der Trockenzeit sind die Temperaturen gemäßigt.

Infolgedessen ist eine Beregnungsanlage nicht dringend notwendig, da die Luft- und Bodenfeuchte auch mit Besprühen und Gießen der Pflanzen zu erreichen ist und während der Wintermonate der Niederschlag teils komplett ausbleibt. Statt einem Regenwaldterrarium, benötigt diese Taggecko-Art ein Halbfeucht-Terrarium.

An einer vernünftigen Beleuchtung zur Erwärmung des Terrariums und zur Versorgung des Geckos mit den lebenswichtigen UV-Strahlen führt indes kein Weg vorbei. Ich habe mich für folgende Kombination entschieden:

  • Lucky Reptile Bright Sun UV – 70 Watt (+ Vorschaltgerät und Lucky Reptile Thermo Socket + Reflector PRO)
  • Lucky Reptile LED Sun Globe – 7 Watt (eingebaut im Exo Terra Compact Top)
  • Exo Terra Natural Light – 13 Watt (eingebaut im Exo Terra Compact Top)

Durch 2 unabhängige Zeitschaltuhren werden am Morgen zuerst die beiden Tageslicht-Lampen für je 12 Stunden und etwas später für 8 Stunden täglich die Bright Sun UV angeschaltet, welche den Sonnenplatz erwärmt.

Rückwand-Bau

Als nächster Schritt folgte der Innenausbau des Terrariums und damit der Bau einer Rückwand. Nach langer Recherche im Internet entschied ich mich zu einer Rückwand bestehend aus Styropor, Bauschaum und einer Versiegelung mittels Elastopur und Aquariensilikon. Um dem Gecko mehr Privatsphäre und Sicherheit zu vermitteln, sollten auch die Seitenwände teilweise verkleidet werden.

Da die Rück- und Seitenwände keiner Dauerfeuchte standhalten müssen, sollte die Styropur-Bauschaum-Elastopur-Kombination mehr als ausreichend sein.

Im Detail verwendete ich:

  • 2 Styroporplatten, 2 cm stark (und die Rückwand des Exo Terra Terrariums)
  • 1 Kartusche Soudal SMX-Bauschaum isocyanatfrei
  • 1 Kartusche Hobby Aquarien-Silikonkleber, transparent
  • 2 Dosen Rana Elastopur 2.0
  • 4 Pflanztöpfe
  • Diverse Fingerwurzeln/Spiderwood

Zu Beginn müssen die einzelnen Styroporplatten möglichst passgenau zugeschnitten werden. Da dem Terrarium bereits eine Rückwand beilag, integrierte ich diese in mein Bauvorhaben. Die Seitenwände bedecken nur 2/3 der Fläche und wurden an der Front abgeflacht und nach dem finalen Einbau mit Silikon abgedichtet und Torf beflockt. Aus den Styropur-Platten habe ich dann mittels Cuttermesser und kleinerer Aufbauten, Strukturen herausgearbeitet, die am Ende mittels Heißluftfön weiter bearbeitet wurden. Dadurch schließen sich die Poren im Styropor (Wasserabweisend) und die Oberfläche wird etwas fester.

Erst jetzt habe ich die 3 Rückwandplatten mittels Aquariensilikon eingeklebt. Ich brachte mehrere Klebepunkte in der Fläche an und eine ganze Silikonnaht um die Ränder (damit kein kleines Getier dahinter kriechen kann). Zusätzliche dichtete ich mit dem Silikon die Übergänge zum Glas im Bodenbereich großzügig ab. Nach einer Trocknungsphase begann ich mit der Anbringung der Pflanztöpfe, welche ich in die Rückwand integrieren wollte und einiger größerer Wurzeln. Diese wurden dann mit dem Bauschaum ausgeschäumt und die restlichen offenen Flächen im Bereich der Rückwand verschlossen.

Der von mir verwendete Baumschaum beinhaltet kein Isocyanat und kann daher auch in schlecht belüfteten Innenräumen verwendet werden. Im Gegensatz zum herkömmlichen (potenziell krebserregenden) Bauschaum, bleibt er auch relativ elastisch, bildet aber trotzdem eine ausreichend tragfähige Struktur. Dies ist besonders wichtig, da ich Wurzeln in die Wand eingearbeitet habe und eine gewisse Elastizität bei Wasseraufnahme nicht zu Rissen führen sollte. Wichtig beim Aufbringen des Schaumes, die Dose immer kopfüber halten und regelmäßig schütteln. Nach etwa 3 Tagen war der Schaum trocken und ließ sich mit einem Cuttermesser gut bearbeiten.

Als letzter Schritt im Rückwand-Bau erfolgte die Versiegelung mittels Rana Elastopur 2.0 und anschließender Beflockung mit Torf. Diesen Schritt am besten zu zweit durchführen, da das Elastopur schnell abtrocknet und das Torf nur auf der noch feuchten Beschichtung hält. Es empfiehlt sich ebenso, die Wurzeln und Glasflächen des Terrariums abzukleben, da sich das Elastopur sonst nur schwer entfernen lässt. Wo meine Wurzeln später vom Bodengrund bedeckt sein werden, habe ich auch diese mit Elastopur angestrichen, damit sie trocken bleiben und nicht schimmeln.

Bodenaufbau

Da dieses Madagaskar Biotop-Terrarium ein Halbfeucht-Regenwald darstellt, habe ich mich für eine nur wenige Zentimeter dicke Blähton-Drainage samt Trennvlies am Boden entschieden. Darüber befindet sich eine 20 Zentimeter dicke Schicht aus Lucky Reptile Dschungel-Erde, in der die Pflanzen eine ausreichende Wurzeltiefe erreichen können.

Als Bodenpolizei zur Verwertung des anfallenden organischen Materials wie Kot vom Gecko und verwelkten Blättern, setze ich auf die bewährte Kombination von tropischen Springschwänzen und weißen tropischen Asseln, welche sich aufgrund regelmäßiger Gabe von kleinen Gurkenresten, prächtig vermehren.

Gesammeltes Buchen- und Kastanienlaub und Totholz, welches vorher im Backofen etwas erhitzt wurde, schließt den Bodenaufbau ab.

Pflanzen

Der schwierigste Teil des Aufbaus war schließlich die Recherche zu geeigneten Pflanzen. Nicht nur, dass diese in Madagaskar im Halbfeucht-Regenwald heimisch sein sollten, auch die unterschiedlichen Standorte im Terrarium mussten bedacht werden. Letztlich habe ich mich für folgende Kombination in der Bepflanzung entschieden.

Boden:

  • Euphorbia leucoenura – Spuckpalme (sonnig)
  • Biophytum sensitivum – Südseepalme (halbschattig)
  • Hypoestes phyllostachya – Hüllenklaue (halbschattig)
  • Athyrium Spec – Frauenfarn (halbschattig)
  • Doryopteris cordifolia – Antennenfarn (halbschattig)

Wand:

  • Medinilla sedifolia (sonnig)
  • Kalanchoe uniflora (halbschattig, trocken)
  • Utricularia bisquamata – Wasserschlauch (sonnig, feucht)
  • Begonia spec. Madagascar – Madagaskar Begonie (halbschattig)

Aufgebunden:

  • Angraecum elephantinum (schattig/halbschattig)
  • Aerangis mystacidii (schattig/halbschattig)

Das Terrarium steht nun seit einigen Wochen und bis auf die komplett eingegangene Hypoestes phyllostachya, welche eigentlich die genügsamste von allen Pflanzen sein sollte, gedeiht der Rest ziemlich gut. Die Euphorbia leucoenura hatte anfangs etwas mit dem Licht zu kämpfen und verlor fast alle Blätter, bildete aber schnell neue aus.

Ich sprühe meist Abends die Pflanzen großzügig ein und aller paar Tage werden sie zusätzlich je nach Bedarf gegossen.

Abschlussarbeiten

Nachdem die Arbeiten am Interieur abgeschlossen waren, musste noch die Fassade verschönert werden. Dazu wurden die Seitenwände des Terrariums mit schwarzer, matter Klebefolie verkleidet, sowie an der Front die Bodenschicht. Um mögliches Stauwasser im Blähton frühzeitig zu erkennen, habe ich ein kleines Guckloch in die Folie geschnitten.

Um die Wärme länger im Terrarium zu halten, wurde die Gazeabdeckung mit einer Plexiglas-Platte versehen. Über die seitlichen Öffnungen und den hinteren Teil der Gazeabdeckung, auf der sich das Exo Terra Compact Top befindet, wird trotzdem ein guter Luftaustausch gewährleistet. Hitzestau oder eine zu hohe Luftfeuchtigkeit konnte ich bisher nicht beobachten.

Einzugsparty

Nach ca. 4 Wochen des Einlaufens, durfte Lucy, eine etwa 11 Monate alte Phelsuma Dorsivittata Paradoxa – Dame in ihr neues Heim einziehen. Die Eingewöhnung ging recht flott und sie ist seitdem sehr vital und erkundet ihr Biotop mit großem Interesse. In ruhigen Momenten, traut sie sich sogar bis auf den Boden und scheint unvorsichtige Asseln zu jagen.

Der Verzicht auf Bambus mit seiner glatten Oberfläche scheint Lucy nicht zu stören. Sie kriecht und springt nur allzu gern auf den Ästen umher und liebt ihre Sonnenplätze.