Abseits des weitaus bekannten Lauf-Marathons über 42,195 km gibt es auch im Radsport den Begriff Marathon, welcher gebräuchlicherweise bei gefahrenen Strecken ab 200 km Länge zum Einsatz kommt.

Zwar fahre ich mittlerweile schon seit einigen Jahren mit dem Rennrad, aber mehr als 170 bis 180 km lange Strecken hatte ich bisher nie in Angriff genommen.

Nach einem bisher recht erfolgreichen und Sport-intensivem Jahr entschied ich mich die 200er Marke in Angriff zu nehmen und wählte dabei gleich eine recht bergige Tour mit über 2000 Höhenmetern. Wer sich vielleicht einmal an eine ähnlich lange  Tour wagen möchte, findet die folgenden Tipps eventuell ganz hilfreich.

Planung

Jede Tour über 150 Kilometer versuche ich zumindest etwas zu planen, wobei folgende 5 Punkte für mich am wichtigsten sind.

  1. Wasser: Am Rad selbst bekomme ich nicht mehr als 2 Liter mitgeführt, sodass nach mindestens 3 – 4 Stunden nachgefüllt werden muss. Entsprechend wichtig ist es zu wissen, wo man das kostbare Nass nachfüllen kann. Tankstellen sind gerade am Wochenende die beste Alternative, da sie meißtens rund um die Uhr geöffnet haben. Ansonsten gibt es gerade im bayrischen Lande zuhauf Brunnen in vielen Dorfkernen.
  2. Startzeit: Bei derartig langen Touren ist es, je nach Schnitt keine Seltenheit, dass man bis zu 10 Stunden unterwegs ist. Im Hochsommer gilt es dann noch die Mittagshitze zu beachten und somit bleibt teils nicht viel Spielraum für die Startzeit übrig. Meine Tour startete ich jedenfalls 7 Uhr am morgen und mit über 8h Bewegungszeit war ich erst gegen 16 Uhr wieder zu Hause.
  3. Routenplanung: Ohne eine vernünftige Routenplanung, welche ich mir auf meine Garmin Fenix 3 übertrage und diese nach fahre, starte ich erst gar nicht. Das Risiko mich bei einer so langen Tour zu verfahren und im Endeffekt über meine Kräfte hinaus gehen zu müssen, ist mir zu groß. Deshalb wird vorher immer über GPSies die Tour einmal geplant.
  4. Verpflegung: Wer unterwegs nicht einkehren möchte, sollte genügend Energie mit sich führen. Ideal sind nicht etwa Gels (welche nur kurzfristig Energie liefern) sondern Kohlenhydrat-reiche Nahrung wie spezielle Sport-Riegel aus Getreide oder aber gleich Bananen. Auch Trockenfrüchte sind speziell für Veganer eine gute Wahl. Meine persönliche Dosis (ich wiege etwa 65kg) liegt bei etwa 250 kcal pro 50km. Wenn ich mehr esse, werde ich nur träge, sodass ich gern mehr verbrenne, als ich direkt beim Rennrad fahren zu mir nehme. Hier sollte aber jeder selbst seine Erfahrungen gesammelt haben.
  5. Pausen: Auch ich zähle eigentlich zu den Radlern die Ihre Pausen (also essen und trinken) direkt auf dem Rennrad abhalten und daher keine richtigen Pausen machen, aber bei einer 200km Tour bleibt auch einem etwas fitteren Fahrer nichts anderes übrig. Schon bald melden sich sonst die Beine mit Krämpfen und der Rücken mit Verspannungen. Also einfach mal zwischendurch anhalten (und zwar nicht nur für 1, 2 Minuten) und gerade aufstellen und die Beine ausschütteln. Danach geht es gleich schon wieder flotter voran.

Ganz generell gilt weiterhin, ohne vorher ein paar längere Strecken über 150km gefahren zu sein, würde ich von einer 200km Tour abraten. Am Ende kann einem jeder weitere Kilometer wie 10km vorkommen und man quält sich nur.

Wer sich an die oberen Tipps hält, wird viel Spaß während der Fahrt und noch mehr Stolz nach derer Vollendung haben.

Meine Tour war jedenfalls ein voller Erfolg auf ganzer Linie, obwohl die Wetter-Bedingungen alles andere als ideal waren. Am morgen startete ich bei kühlen 16 Grad und kam am späten Nachmittag bei heißen 34 Grad wieder an.

Dabei ging es von München aus zum Tegernsee, die Valepp entlang hinauf zum Spitzingpass, weiter hinab ins Tal nach Bayrischzell um erneut hinauf zum 2. Pass, den Sudelfeldpass zu fahren. Vor lauter Übermut machte ich am Berg noch einen Ausflug etwas höher nach Grafenherberg um anschließend ins Tal hinab nach Brannenburg zu schießen und den Rückweg nach München in Angriff zu nehmen. Trotz der über 2500 Höhenmeter hatte ich am Schluss einen Schnitt von 28,6 km/h auf dem Tacho stehen und war mächtig stolz auf meinen ersten Rennrad Marathon.