Als wesentlichste Neuerungen im Vergleich zur Garmin vivosmart HR, hat die Garmin vivosmart HR+ nun einen GPS Sensor spendiert bekommen. Dadurch wird die Uhr/Aktivitäts-Tracker mit einem Schlag für Läufer und Radfahrer interessant, welche Ihr Aktivitäten auch per GPS aufzeichnen möchten. Wer keine Top ausgestattete Laufuhr der Forerunner- oder Fenix-Serie benötigt, könnte darum eventuell mit der vivosmart HR+ liebäugeln.

Ob sich diese Liebesbeziehung lohnen würde, soll ein Test klären. Deshalb werde ich mich vorrangig auf die Lauf-Funktionen der Uhr beschränken. Um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, nutze ich als Vergleichs-Gerät eine Garmin Fenix 3.

Die äußeren Werte

Die Uhr besticht zu aller erst durch Ihre geringe Größe und das Gewicht. Im direkten Vergleich kommt mir die Fenix 3 dagegen wie ein Klotz am Armgelenk vor. Beim Laufen spürt man die vivosmart somit fast nicht und sie macht auch unter dickerer Kleidung oder einer Jacke eine gute Figur. Mit der Fenix 3 ist es manchmal eine ziemliche Fummelei dieses dicke Ding unter die Laufjacke zu bekommen.

Das Display löst klar und deutlich auf. Bei direktem Sonnenlicht lässt es sich ebenso gut ablesen wie bei totaler Dunkelheit, dank einer integrierten, regelbaren Hintergrundbeleuchtung. Die Bedienung des Touch-Displays macht Spaß. Es ist sehr direkt und reagiert immer zuverlässig. Neben dem Touch-Display gibt es nur eine Hardware-Taste. Diese ist zum Ein-/Ausschalten, Aufrufen des Menüs und zum starten einer Aktivität z.B. eines Laufes zuständig.

Bezüglich der Verarbeitung gibt es keine Kritikpunkte. Alles wirkt gut durchdacht und stabil. Die Bänder sitzen fest am Gehäuse und das elastische Armband lässt sich gut anlegen.

Das für die Läufer wichtigste Teil in der vivosmart HR+ ist der GPS-Chip. Dicht gefolgt vom Herz- und Schrittfrequenz-Sensor. Diese 3 Sensoren machen aus dem eigentlichen Aktivitätstracker eine vollwertige GPS-Laufuhr. Alle Sensoren sind fest integriert, sodass im Gegensatz zur Garmin Fenix 3 oder älteren Forerunner Modellen, kein separater HF-Gurt genutzt werden muss. Ein Höhensensor ist nicht vorhanden.

Die inneren Werte

Neben der Hardware ist für Läufer vor allem der Funktionsumfang der Software von Interesse. Hier hat Garmin der Lauf-Funktion einige nette Features bereit gestellt, die man auch von anderen Garmin-Modellen bereits kennt. Die nennenswerten sind Auto Pause, Laufalarme, Datenfelder und die Auto Lap Funktion.

So gibt es verschiedene Aktivitätsmodi. Der „einfache“ Modus startet eine Aktivität (Laufen, Cardio &  sonstige) ohne die Aufzeichnung/Reaktion auf Alarmmeldungen.

Der Modus „Laufen/Gehen“ bietet Zeitgesteuerte Lauf- und Gehintervalle an. In diesem Modus lassen sich zudem Alarmmeldungen einstellen z.B. Vibration der Uhr beim erreichen eines bestimmten Pulses, einer Kilometerzahl, oder beim über/unterschreiten eines definierten Pace.

Der letzte Modus heißt „Virtual Pacer“ wo man gegen einen virtuellen Läufer antritt. Auch hier lassen sich diverse Alarmmeldungen einstellen. Wie bei dem Modus „Laufen/Gehen“, erfolgt die Einstellung eines Alarmes über die Garmin Connect App über ein Smartphone (per Bluetooth Verbindung). Direkt in der Uhr lassen sich diese Werte nicht setzen.

Neben den unterschiedlichen Modi gibt es noch Datenfelder welche während einer Aktivität angezeigt werden können. Diese sind auf maximal 6 Seiten verteilt, mit jeweils 2 Werten die gleichzeitig dargestellt werden können. Diese Datenfelder können folgende Werte anzeigen:

  • Timer
  • Distanz
  • Pace
  • Kalorien
  • Herzfrequenz
  • Herzfrequenzbereiche
  • Rundenpace
  • Durchschnitspace

Auch die Datenfelder der Uhr müssen über die Garmin Connect App eingestellt werden.

Garmin vivosmart HR+ im Duell

Jetzt aber genug der Theorie! Die vivosmart HR+ möchte raus und sich in der Natur beweisen. Zu Ihr gesellte sich die Garmin Fenix 3.

Die Zeit bis das GPS Signal gefunden wurde war erstaunlich kurz. Nach nicht einmal 15 Sekunden war die vivosmart HR+ zum Start bereit. Der Startpunkt lag innerstädtisch in einer Reihenhaussiedlung mit lockerem Baum-bewuchs. Wenn man die Aktivität „Laufen“ auswählt, bekommt man noch die Möglichkeit zwischen Indoor- (ohne GPS-Aufzeichnung) und Outdoor-Lauf (mit GPS-Aufzeichnung) auszuwählen.

Während der ersten Kilometer machte sich die Uhr nicht sonderlich bemerkbar. Lediglich wie eingestellt, meldete sie sich mit einer Vibration nach jedem zurück gelegten Kilometer. Nach 2,3 Kilometer sollte mein erster Test erfolgen. Hier stoppte ich und wartete darauf, dass die Uhr automatisch die Aufzeichnung pausierte. Dazu hatte ich die Auto Pause Funktion aktiviert. Erfreulicherweise funktionierte dies ohne Probleme. Nachdem ich allerdings die Datenfelder durchwischte, schaltete sich die Uhr unvermittelt aus und startete sofort neu. Der bis hierher aufgezeichnete Track war somit verloren und ich musste die Aufzeichnung von neuem starten. Ich vermute dahinter einen Software-Fehler (nichts ungewöhnliches bei Garmin). Nach einem abermaligen Test der Auto Pause trat der Fehler nicht wieder auf.

Bis zum Rest der Aufzeichnung funktionierte alles einwandfrei und ich konnte ohne Probleme während des Laufes durch die verschiedenen Datenfelder wischen. Der angezeigte Pace und die zurück gelegten Kilometer entsprachen recht genau dem der Fenix 3. Auch nach Auswertung des fertigen Tracks und nach Abzug der fehlenden ersten 2,3 Kilometer, stimmten die Gesamt-Kilometer überraschend überein.

Der Upload des Tracks erfolgt über die Bluetooth Kopplung zum Smartphone mittels Garmin Connect App. Was nach der Auswertung bei Garmin Connect ersichtlich wird ist, dass die Schrittfrequenz Aufzeichnung im Gegensatz zur Fenix 3 weniger oft statt findet. Für alle Nicht-Profi Läufer ist dies aber zu vernachlässigen.

Hier findet Ihr den der Track der Garmin vivosmart HR+ und der Garmin Fenix 3.

GPS-Genauigkeit

Weitaus negativer fällt die teilweise ungenaue Track-Aufzeichnung auf. Bei den unteren 4 Bildern des aufgezeichneten GPS-Tracks wird deutlich, dass auch die GPS-Koordinaten weniger regelmäßig abgerufen werden, als dies bei der Fenix 3 (jede Sekunde) der Fall ist. Damit einher geht, dass bei Richtungswechseln der Pfad nicht sehr genau ist.

Ebenso befindet sich die Aufzeichnung der vivosmart HR+ teilweise zu weit vom eigentlichen Weg entfernt. Dies ist aber nicht immer der Fall und kann bei meinem Lauf auch nicht auf die Umgebung zurück geführt werden. So ist die Aufzeichnung im Wald (Bild 1), näher am echten Weg, als beim Lauf durch eine Siedlung mit offenem Blick nach oben (Bild 3). Auf Bild 4 ist der Track auf der Geraden genau, während er bei einem Richtungswechsel ungenau wird. Auf Bild 2 wird deutlich, dass die einzelnen GPS Punkte nicht sekundengenau aufgezeichnet werden. Dies hat zur Folge, dass bei einem gelaufenen Kreis, nur an 3 Punkten der Abruf erfolgte und die Verbindung dadurch ein Dreieck ergibt.

Nach einer Stunde Aufzeichnung und Software-Test zeigte der interne Akku noch immer 100% Ladung an. Laut Garmin soll die Uhr im GPS-Modus ganze 8 Stunden lang aufzeichnen können, womit sie selbst für einen Marathon ausreichend wäre.

Fazit

Theoretisch bietet die Garmin vivosmart HR+ alle grundlegenden Lauf-Funktionen die ein Hobbyläufer benötigt. Praktisch fällt leider auf, dass der verbaute GPS-Sensor nicht an die Genauigkeit der Fenix 3 und wahrscheinlich auch nicht an andere Laufuhren heran reicht. Die primäre Ausrichtung als Fitness-Tracker macht sich hier bemerkbar. Durch den mittlerweile aber deutlich gesunkenen Preis, ist sie trotzdem ein ernst zunehmender Konkurrent zu den einfacheren Garmin Forerunner 25 und 35 Modellen.

info_testHinweis: Das hier vorgestellte Produkte wurde mir direkt vom Hersteller zur Verfügung gestellt, was diesen Test jedoch in keinster Weise beeinflusst hat. Alle Tests auf www.wurzlwerk.de werden gewissenhaft durchgeführt und zeigen sowohl positive als auch negative Aspekte des getesteten Produkts auf. Deshalb habe ich auch den Outdoor-Blogger-Codex unterzeichnet.