Ich glaube jeder Pendler hat schon einmal selbst ausgerechnet, wieviele Stunden, ja sogar Tage er im Jahr im Auto, Zug, S-Bahn, U-Bahn oder einem anderen Transportmittel zubringt, um täglich zur Arbeit zu gelangen. Bei mir sind es per S- und U-Bahn in München am Tag 64 Minuten (32 Minuten je Hin- und Rückfahrt). Hinzu kommen, aber das rechne ich jetzt mal nicht mit ein, bei mir noch 15 Minuten Fußweg. Das macht im Jahr bei theoretischen 223 Arbeitstagen, 14.272 Minuten oder 237 Stunden bzw. 9,9 durchgehende Tage die ich ununterbrochen in der U- und S-Bahn verbringe. In 35 Arbeitsjahren summiert sich dies dann schon auf ein komplettes Jahr welches ich im ÖPNV verbrachte.
Hier mögen nun einige sagen, dann soll er doch näher an die Arbeit ziehen, aber wer einmal in München gelebt hat, weiß wieviel Unwissenheit über den hiesigen Wohnungsmarkt in dieser Aussage steckt. Aber das ist ein anderes ärgerliches Thema.
Verspätungen
Als wären die 64 Minuten tägliche Pendelzeit nicht schon schlimm genug, stellen sie nur das Optimum der Pendelzeit dar, denn die Realität sieht meist anders aus. Verspätungen und Ausfälle gehören seit meinen bisher 6 Jahren täglicher Pendelei mit zum Alltag dazu und summieren sich wahrscheinlich in nicht unerheblichem Maße.
Nachdem ich heute Morgen wieder wie gewohnt in der S- und U-Bahn feststeckte (in der U-Bahn kann man dies sogar wörtlich nehmen), wollte ich den Verspätungen auf meiner Arbeitsstrecke mal statistisch auf den Grund gehen, denn vielleicht ist ja auch meine Wahrnehmung gestört und es ist nur alles halb so schlimm. Und da wir mittlerweile alles „tracken“ warum nicht mal die täglichen Verspätungen.
Ab 1. Juni 2016 werde ich deshalb für 1 Jahr lang erfassen, wieviele Minuten Verspätung die jeweiligen Verbindungen im Gegensatz zum Fahrplan aufweisen und ich bin schon wahnsinnig gespannt auf die daraus resultierende Gesamt-Verspätungszeit die ich über ein Jahr angesammelt haben werde.
MVG Garantie
Während meiner Recherche zu dem Thema Verspätungen, stieß ich bei der MVG, welche in München die Busse, Tram- und U-Bahnen betreibt, auf die „MVG Garantie„. Einem wahren Juwel des Fahrgastservices! Wo doch die MVG in vielen Ihrer Transportmittel für die MVG App, die MVG Christkindltram, die mobilen Tickets, das MVG Museum und anderer MVG-Services wirbt, so bekam ich die MVG Garantie bisher nie zu Gesicht.
Darin verspricht die MVG jedenfalls, dass man den Wert einer Single-Tageskarte Innenraum (6,40€ – Juni 2016) erstattet bekommt, wenn man durch Busse, Tram- oder U-Bahnen eine Verspätung von mehr als 20 Minuten hat. Pro Störung versteht sich. Und natürlich sind davon folgende angekündigte Maßnahmen ausgenommen: Baustellen, Veranstaltungen, verstopfte Straßen, Unwetter, Falschparker, Unfälle, Streiks und andere unvorhersehbare Ereignisse. Bleiben also noch recht wenige Fälle offen, wo eine Erstattung überhaupt in Betracht kommt, als Beispiel wären zu nennen: Betrunkene U-Bahn-Fahrer die nicht am Bahnsteig halten, nicht-betrunkene U-Bahn-Fahrer die nicht am Bahnsteig halten und wohl technische Probleme (obwohl das ja auch alles unvorhersehbare Ereignisse sind…hmm). In Summe: MVG Garantie = garantierter Unsinn. Das dafür reservierte Budget lässt sich sicherlich besser anlegen!
Der Takt
Wie dem auch sei, wer in München die U-Bahn, Bus und Tram in Kombination mit der S-Bahn oder anderen Zügen nutzt, landet schnell bei Verspätungen von mehr als 20 Minuten. Insbesondere da man Anschlüsse verpasst und die Taktzeiten oft ein schlechter Witz sind. Auf der Stammstrecke bekommt man zwar aller paar Minuten einen Anschluss, geht es aber etwas weiter raus, hat man mit Glück und je nach Tageszeit nur 10 bis 20 Minuten Takte. Bei der U-Bahn in der Innenstadt sieht es da nicht besser aus. Zum Beispiel fährt die U6 zur Rush-Hour am Morgen und Abend nur aller 5 Minuten. Da reicht es schon wenn nur eine Bahn ausfällt um den Frustlevel ins unermessliche ansteigen zu lassen.
Hier würde in den beiden Morgen- und Abendstunden ein erhöhter Takt, Wunder bei der Fahrgastzufriedenheit bewirken. Ich glaube nur wenige Pendler freuen sich auf das tägliche Gedränge und Gequetsche in der U-Bahn. Und auch den MVG Ansagern könnte man die wohl lustig gemeinten, aber mittlerweile nur noch nervigen Durchsagen ersparen. Auch wir wissen, dass hinten der nächste Zug ansteht, aber wenn ich den nehme, habe ich schon meinen nächsten S-Bahn Anschluss verpasst.
Oberleitungsstörung & Polizeieinsatz
Die Mutter aller Münchner ÖPNV Verspätungen! Wenn es andere Wörter für „Super-GAU im ÖPNV“ gibt, dann heißen diese in München: Oberleitungsstörung & Polizeieinsatz. Sobald diese bei der S-Bahn auftrreten und dann auch noch die Stammstrecke betroffen ist, verkommen die nur partiell verbindenden U-Bahnen zum rechtsfreien Pendler(albt-)raum. Sollte man nun meinen, dass so ein Super-GAU nicht oft eintritt, so hatte man in München bisher immer mehrmals im Jahr die Chance diesem außergewöhnlichem Ereignis beiwohnen zu können. Idealer Input für meine Statistik!
Es gäbe noch so viele Beispiele mehr, die München-typisch zum Thema ÖPNV Verspätungen und/oder Verbesserungen passen würden. Ich möchte hier aber vorerst Schluss machen und mich nun voll und ganz auf meine Statistik konzentrieren 🙂
1 Pingback