Nachdem ich mich von meinem alten Mountainbike getrennt habe, stand der Kauf eines neuen Cyclocross (CX) Rades an. Doch welches soll ich nehmen, was gibt es zu beachten und was brauch ich denn überhaupt genau? Vor diesen oder ähnlichen Fragen steht Ihr vielleicht auch, besonders wenn neben der rein sportlichen Betätigung das Cyclocross-Rad auch als Commuter-/Pendler- und/oder Reiserad rum Einsatz kommen soll. Denn wenn ein Fahrrad unterschiedliche Einsatzzwecke vereint, dann kann dies kein anderes so gut wie die Cyclocrosser!

Da ich fast 1 Woche brauchte um mich zu entscheiden, welches Cyclocross denn nun das richtige für mich wäre, half zum Ende hin nur noch ein systematisches Vorgehen um zu einem Ergebnis zu kommen. Zu groß und differenziert ist der mögliche Einsatzbereich der Cyclocross-Räder um auf Anhieb das passende zu finden. Obwohl sie mehr Gemeinsamkeiten mit einem Rennrad statt einem Mountainbike haben, besitzen CX-Räder doch einige Unterscheidungsmerkmale, nämlich folgende:

Einsatzzweck

Cyclocross

Das passende Cyclocross Revier

An erster Stelle der Entscheidung für ein Cyclocross Rad sollte selbstverständlich der Einsatzzweck stehen. Möchte ich ein Cyclocross-Rennen bestreiten, führt kaum ein Weg an einem reinrassigen auf Rennen ausgelegtem CX vorbei und andere Aspekte wie die Alltagstauglichkeit z.B. durch Vorhandensein von Montagepunkten für Schutzbleche oder Gepäckträger treten dann in den Hintergrund.

Wer einen Cyclocrosser lediglich als Winterrad zum Training als Ersatz für ein Rennrad im Sommer nutzen möchte, legt dann wiederum mehr Gewicht auf eine dem Rennrad anlehnende Sitzposition und ein spritziges Fahrverhalten.

Als Pendler- oder Reiserad steht dann die Ergonomie wieder etwas mehr im Vordergrund. Durch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten eines Cyclocrossers gibt es diese in sich immer mehr unterscheidenden Ausführungen. Damit ergeht es Ihnen ähnlich wie den ehemals klassischen Rennrädern, welche mittlerweile zahlreiche Unterkategorien ausgebildet haben: Race, Marathon, Gravel, Aero und gewissermaßen gehört in diese Reihe auch das Cyclocross-Rad.

Budget

Ist der Einsatzzweck definiert, geht es ans Budget. Abhängig davon sind alle weiteren Entscheidung in Bezug auf Rahmen- und Komponentenwahl eingeschränkt.

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Ohne Moos, nix los!

Die günstigsten Cyclocrosser starten bei knapp unter 1000€ und nach oben hin schliesst die Vielzahl der Top-Modelle bei etwa 3000€ ab. Dazwischen gibt es mittlerweile eine große, fast unüberschaubare Anzahl an Anbietern und Ausstattungsvarianten. Aufgrund der aktuell großen Beliebtheit von Cyclocrossern drängen immer mehr Hersteller mit eigenen Modelle in den Markt.

Wer kein großes Budget zur Verfügung hat, sollte mit einem Kauf bis zum Spätsommer warten, mind. bis oder nach der Eurobike. Dann kommen neue Modelle in den Handel und die Vorjahresmodelle sind mit teils deutlichen Rabatten zu haben. Auch ein Blick auf den Gebrauchtmarkt kann sich für den kleinen Geldbeutel lohnen!

Cyclocross-Rahmen

Eines der wichtigsten Bauteile am CC ist der Rahmen. In Abhängigkeit des Budgets und des Einsatzzweckes hat man die Wahl zwischen Alu, Carbon und Stahl oder Titan. Während Stahl und Titan im Massenmarkt fast nicht anzutreffen sind und häufig nur von kleinen Fahrradschmieden für edle, hochwertige und teurere CX verwendet wird, sind Aluminium und Carbon-Rahmen weit verbreitet.
Aluminium als seit Jahrzehnten bewährter Werkstoff hat gerade im Cyclocross-Bereich einen idealen Rückzugsort gefunden, nachdem es bei den Rennrädern fast komplett von Carbon verdrängt wurde. Das „Warum“ liegt auf der Hand. Beim Cyclorcross und der Fahrt mit dem Rad durchs Gelände, kann es öfters zu Stürzen oder anderen Unfällen oder Schrammen kommen. Und hier ist Aluminium einfach die bessere Wahl, da es im Gegensatz zu Carbon deutlich unempfindlicher gegenüber äußeren Beschädigungen ist.

Ein weiterer Vorteil gegenüber Carbon ist der deutlich niedrigere Preis. Wo ein sehr guter Aluminium-Rahmen mit dem Preis aufhört, fängt ein mittel-klassischer Carbon-Rahmen erst an. Carbon ist insgesamt zwar steifer, da das vorrangige Betätigungsfeld allerdings nicht die Straße ist, wird sich dieser Vorteil auch nicht unbedingt so bemerkbar machen.

Eine Besonderheit des Cyclocross-Rahmens, welche aber auch immer mehr verschwindet, sind oder waren die auf dem Oberrohr verlegten Züge. Dies hat den Vorteil, dass bei Trage-Passagen das Rad bequem über die Schulter gelegt und getragen werden kann. Allerdings werden immer öfters die Schalt- und Bremszügen innen-verlegt, sodass dieses Merkmal bald gänzlich verschwinden könnte.

Im Zuge einer möglichst hohen Stabilität ist die Vielzahl der CX-Rahmen recht kompakt und das Tretlager etwas höher gesetzt um zusätzliche Bodenfreiheit zu gewinnen. Das Steuerrohr wird oft verstärkt, damit Stöße am Vorderrad im unebenen Gelände besser abgefangen werden.

Schaltung

Bei der Schaltung kommt es wieder ganz auf den Einsatzzweck an. Einerseits gibt es die klassischen Schaltungen von Shimano und SRAM. wie man sie vom Rennrad her kennt, mit 2-fach oder Compact-Kurbeln die einem selbst steilere Berge empor klettern lassen, doch es gibt auch spezielle Crosskurbeln. Diese haben zum Teil nur ein Kettenblatt mit 36 bis 46 Zähnen und finden ihren Einsatz fast ausschließlich an Cyclocross-Rennmaschinen. Die wenigen möglichen Übersetzungen sind auf den Rundkursen eines CX-Rennens meist ausreichend und der Antrieb mit einem Kettenblatt vereinfacht die Funktionalität und bietet eine maximale Kettenkontrolle.

Ob Shimano oder SRAM besser ist, lässt sich genauso wenig beantworten, wie die Frage nach der besten Übersetzung. Hier fallen viele persönliche Präferenzen mit rein, bei der Übersetzung kommt es am ehesten noch darauf an, ob man im flachen oder bergigen Terrain unterwegs ist.

Generell gilt, die teureren Schaltungen schalten nicht unbedingt besser, halten aber teils deutlich länger. Bei den starken möglichen Beanspruchungen eines Cyclocrosser finden sich sogar ab und an Mountainbike-Schaltungen an den Rädern.

Bremsen

Wer heut zu Tage ein neues CX kauft, wird kaum noch auf Cantilever-Felgenbremsen stoßen. Einige wenige Anbieter haben diese noch bei den Einsteigermodellen im Angebot, doch werden diese sukzessiv von den deutlich besseren Scheibenbremsen verdrängt.

Die Scheibenbremsen lassen sich wiederum grob in 2 Systemen unterscheiden. Den mechanischen Scheibenbremse, bei denen ein Bowdenzug für die Auslösung der Bremse verantwortlich ist und die hydraulische Scheibenbremse, welche durch eine Flüssigkeit den Bremsvorgang veranlasst.

Beide Systeme haben Ihre Vor- und Nachteile, wobei es innerhalb der beiden Systeme wieder gute und schlechte Vertreter gibt. So kann ein Modell der eigentlich generell besseren hydraulischen Scheibenbremsen, schlechter sein als ein gutes mechanisches System. Mehr Details dazu findet Ihr auch bei Wikipedia. Im Allgemeinen sind mechanische Scheibenbremsen aber deutlich preiswerter als hydraulische und diesen oft technisch unterlegen. Obwohl wie oben bereits erwähnt, gute mechanische Vertreter wie z.B. die Avid BB7 Road mit einer hydraulischen Bremse locker mithalten kann.

Cyclocrosser – das ideale Pendlerrad

Laufräder

Cyclocross-Laufräder stammen oft aus dem Mountainbike-Segment und bieten je nach Preisklasse einen unterschiedlichen Komfort. Sie sind deutlich unempfindlicher als Rennrad-Laufräder und teils mit doppelten Dichtungen am Kugellager gegen Wasser und Schmutz abgesichert.

Seit kurzem haben hier auch Steckachsen Einzug gehalten, welche im Unterschied zu Schnellspannachsen dem Rad eine bessere Steifigkeit garantieren. Speziell Scheibenbremsen profitieren davon, da lästige Schleifgeräusche durch ein falsches Einspannen vermieden werden. Über kurz oder lang wird sich dieses System ebenso durchsetzen, wie die Scheiben- gegen die Cantileverbremsen.

Sonstiges

Wer sein CX-Rad nun nicht nur als Wettkampfrad oder zum Straßentraining im Winter nutzt, hat möglicherweise noch weitere Anforderungen. Bei einem Pendler- oder Reiserad sind dies zum Beispiel Ösen zur Befestigung von Schutzblechen und Gepäckträgern. Mittels Adapter ist eine Anbringung oft auch ohne diese speziellen Ösen möglich. Stabiler, sicherer und eine größere Zuladung ist aber nur mit fest verschraubten Verbindungen möglich.

Leider gibt es immer weniger CX-Räder auf dem Markt, welche das Rundumpaket an Befestigungsmöglichkeiten bieten, doch mit etwas Glück findet man das richtige Modell. Gerade an den Vordergabeln ist es eine Seltenheit geworden, dass dort Ösen angebracht werden. Dank diesen kann man mittels passenden Vorderrad-Träger ein CX zum ultimativen Reiserad ausbauen.

Meine Entscheidung

Der Einsatzzweck meines Crossers war klar: Rennen eher nein, Wintertraining ja. Pendler- und Reiserad auch eher ja. Daran orientiert sollte das Rad nicht mehr als 1.500€ kosten. Die Wahl des Rahmens war deshalb auch auf Aluminium-Rahmen beschränkt. Da Aluminium generell eine höhere Toleranz gegenüber äußeren Beschädigungen hat, war Carbon für mich von Anfang an aus dem Rennen. Bei der Schaltung vertraue ich gern auf altbewährtem und im Angesicht des Budgets sollte es dann die Shimano 105 Gruppe werden. Bremsen möchte ich gern auf Scheiben und obwohl das Budget keine gute hydraulische Bremse zuließ, sollte es doch zumindest eine gute mechanische sein. Die Laufräder waren mir ziemlich egal, solange sie gut aussehen 🙂 Zu guter letzt musste das Rad auf alle Fälle ausreichende Befestigungsmöglichkeiten für stabile Schutzbleche und Gepäckträger bieten.

Nach langer Recherche in etlichen Foren und Shops, kamen schließlich 3 Räder in die engere Auswahl, welche meinen Kriterien am nächsten kamen:

Gewonnen hat letztlich das Rose Pro DX Cross-2000. Es bietet am Ende das beste Gesamtpaket vor allem im Hinblick auf den Rahmen. Mit etwas über knapp 10 Kilo sind das Fuji und Cube recht schwer geraten. Das Rose wiegt 1 Kilo weniger. Alle 3 besitzen mechanische Bremsen, das Rose mit der Avid BB7 Road aber die beste. Glaubt man Tests und vielen Nutzerbewertungen, zieht diese mit einigen preiswerteren hydraulischen Bremsen gleich. Statt zumeist eigenen Anbauteilen setzt Rose auf hochwertige Ritchey Komponenten und etwas leichtere und dadurch teurere Laufräder als Fuji und Cube.

Im Gesamtpaket mit einigen persönlichen Anpassungen, welche im Rose Bike Konfigurator möglich sind, bin ich mit meiner Wahl ganz zufrieden und werde in einem späteren Beitrag das Rad noch auf Herz und Nieren testen.