Einen Fahrrad-Sattel zu finden der einem passt, kann einem Glücksspiel gleichen. Mit dem neu erworbenen Selle Italia SLR Flow habe ich leider eine Niete gezogen. Gut beraten ist man deshalb, wenn man sich im Fachgeschäft vorher vermessen lässt um den Sitzknochenabstand zu bestimmen. Wer dies nicht möchte, kommt um das ausprobieren eben nicht herum.

Der SLR Flow war als Ersatz für einen verschlissenen Selle Italia C2 Gel Flow gedacht. Mit diesem Sattel war ich eigentlich immer zufrieden, aber es sollte ein Wechsel zu einem leichteren Sattel erfolgen.

Im Flow

Das Stichwort „leichter“ fiel schon, denn so ist der SLR Flow im Vergleich zum C2 Gel Flow um fast 100 Gramm leichter (170g statt 260g). Der Sattel ist für Langstreckenfahrer und Renn- sowie Crossräder entworfen. Die sehr große Aussparung reduziert dank ihrer anatomischen Form effizient den Druck am empfindlichen Dammbereich und sorgt für eine bessere Durchblutung. Die Gefahr von Sensibilitätsstörungen wird dadurch minimiert.

Der synthetische Leder-Bezug ist in unterschiedlichen Stärken gepolsterte und besteht aus atmungsaktiven Fibra-Tek, die Sattelschale aus Verbundwerkstoff mit 30% Carbonfaser. Das Sattelgestell ist aus superfestem Titan gefertigt. Und damit ist eigentlich schon fast alles zu den technischen Werten gesagt. Das Design ist recht unauffällig mit Selle Italia typischem Schriftzug und einer Applikation im hinteren Teil des Sattels.

Hard as…

Der Selle Italia SLR Flow hat mittlerweile mehr als 500 Kilometer auf meinem Rennrad hinter sich gebracht und war mir dabei nicht immer ein treuer Begleiter.

Auf kürzen Touren fährt er sich sehr angenehm und direkt. Auch die Polsterung scheint ausreichend zu sein, da kein unangenehmer Druck zu vernehmen ist. Die von Selle Italia als „Flow“ beschriebene Aussparung zur Entlastung des Dammbereichs macht Ihre Arbeit sehr gut. Generell, seit ich solche Sättel fahre, habe ich keinerlei Probleme mehr im Dammbereich.

Sobald es mit dem Sattel aber auf Strecken über 100 Kilometer Länge hinaus ging, musste ich bisher immer Schmerzen an den Sitzknochen feststellen. Auch ein Wechsel der Radhosen brachte keine Besserung. Mein eigenes Gewicht (63 Kg) sollte hier keine große Auswirkung haben. Der Sattel ist ebenso identisch positioniert, wie sein Vorgänger. Ich hab dann ein wenig herum experimentiert und die Sitzpositionen verändert. Verbesserungen traten hier aber nur auf, wenn ich den Großteil des Gewichts auf den vorderen Teil des Sattels verlagerte, was ja nicht Sinn der Sache ist.

Laut Selle Italias eigenem Sattel-Bestimmungssystems Identikit, sollte mir der SLR Flow eigentlich gut passen. Ebenso stimmt mein selbst vermessener Sitzknochenabstand mit den Angaben des SLR Flow überein.

Fazit

Wären nicht die Schmerzen bei Touren ab 100 Kilometer Länge, würde ich den Selle Italia SLR Flow sehr gern behalten. Er ist gut verarbeitet, preislich ok und recht leicht. Bei kurzen Touren fährt er sich sehr angenehm und direkt, was aber wohl leider sehr zu Lasten einer vernünftigen Polsterung geht, nach der zumindest mein Hintern verlangt.

Als nächstes werde ich nun noch den Selle Italia MAX SLR Gel Flow, mit einer deutlich stärkeren Gel-Polsterung, ausprobieren. Sollte auch dieser Sattel auf langen Touren nicht überzeugen, ist die Zeit des ausprobierens hinüber und ich kehre dann zum C2 Gel Flow zurück.